Statement: Natur und Form

Natur im Gegensatz zum menschlichen Handeln ist das Thema aller meiner Skulpturen und Arbeiten. Geometrische Formen mit technisch bearbeiteten Elementen stehen im Gegensatz zu gespaltenem oder gebrochenem Holz, das den Einblick in das Innere der Natur freigibt.

Dabei ist die Lebendigkeit und zugleich die Unwägbarkeit des Holzes für mich eine Grundherausforderung: es geht mir um die Begenung mit dem Material, um seine Widerständigkeit, um Wuchs und Aufbau, Formung und Formbarkeit, Verletzbarkeit und Reaktion, Farbe, Textur und Struktur und um seine Wandlung im Laufe des Arbeitens zu einer ästhetischen Qualität. Das Material wird dabei zum Gegenüber, mit dem ich versuche, in einen Dialog zu treten, mit seinen Reaktionen zu korrespondieren, sie zu nutzen und sie zu provozieren.

Der Zugang zum Inneren des Materials Holz ist dabei nicht mit mit Säge oder Schnitzeisen zu gewinnen. Erst das Spalten des Holzes, die Auftrennung entlang gewachsener Verläufe, vor allem auch die Ausführung dieser Arbeit von Hand gibt tieferen Einblick in Wuchs und Aufbau und gibt Verständnis für das Material. Die Alltäglichkeit des Materials erscheint in meinen Arbeiten durch die Geometrisierung der Form oder durch Kombination mit anderen Materialien in einem neuen Kontext: der Betrachter erkennt wohl das gewohnte – Holz -, sein Blick hakt sich aber an dem ungewohnten Umfeld fest, die geometrische Formgebung des äußeren hebt das Innere des Werkes, schafft einen neuen Blickwinkel auf das scheinbar Alltägliche.

Das Prozesshafte, die Veränderung des Materials aber auch der Natur – meist in Form des Baumes – in der Zeit unter dem Einfluss des Umgebenden ist ein weiterer Tenor in meiner Arbeit: deutlich wird dies z.B. bei der Reihe der „frischen Drehwüchse“. Dem waldfrischen Holz zwinge ich zunächst im Arbeitsprozess eine streng gefasste Geometrie auf. Das Holz entzieht sich dieser jedoch mit der Zeit, es sprengt die Winkeligkeit und die noch innewohnenden Kräfte formen eine Skulptur, in der sich menschlicher Gestaltungswille und Naturpotential zu einer Gesamtheit finden.

Peter Helmstetter

 

Künstlerportrait des Bayerischen Fernsehens als Video

 

 

Texte zur Arbeit von Peter Helmstetter

 


Eröffnungsrede Ausstellung Kunstweg Barthelmesaurach/Galerie +Kunst 2006

 


Spalten und Walden, oder: vom kalkulierten Risiko des Bildhauers

Text Dr. Harald Tesan, Katalog „Spaltprodukte“

 


Concerning the splitting of and the living with wood or: of a sculptor’s calculated risk

Words by Dr. Harald Tesan, Catalogue „Spaltprodukte“

 


Gespräch mit Walter Hettich anlässlich der Planung der Ausstellung „Spaltprodukte“,
Galerie +Kunst, Herbst 2011

 


Interview with Walter Hettich on the occasion of the exhibition „Spaltprodukte“,
Galerie +Kunst, autumn 2011